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„Die Olympischen Spiele müssen den Männern vorbehalten sein“, behauptete Pierre de Coubertin bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm und fügte hinzu, dass „die Rolle der Frauen in erster Linie darin bestehen sollte, die Sieger zu krönen“. Welch einen langen Weg haben Frauen seit dieser phallokratischen Aussage zurückgelegt! Heute stellen Frauen 33 % der IOK-Mitglieder und 45 % der Athlet:innen, die bei den Olympischen Spielen in Rio antraten. Männern fällt es wohl immer noch schwer, Macht mit Frauen zu teilen. Warum kennen wir Sokrates, wissen aber wenig oder gar nichts über Diotima, die Priesterin, die ihn lehrte? Auch wenn das kollektive Gedächtnis die Namen einiger bekannten Frauen seit Olympe de Gouges (1748-1793) und Louise Otto-Peters (1819-1895) zaghaft bewahrt hat, so haben die Männer weiterhin die Politik und auch die Arbeitswelt der letzten Jahrhunderte dominiert. Was bedeutet es, heute Frau zu sein, in einer Gesellschaft, die zwar wie in Deutschland seit Jahren von einer Frau regiert wird, in der aber die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern fortbesteht?
Genderstereotypen untermauern diese Ungleichheit. Die Vorherrschaft der Männer über die Frauen ist jedoch nicht zwangsläufig. Nichts ist angeboren! Diese patriarchalische Sichtweise, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet hat, hat eine Kluft erschaffen zwischen dem, was weiblich und was männlich sein sollte. Ebenso hat sie gesellschaftliche und kulturelle Verhaltensweisen geprägt, die uns weiterhin beeinflussen. Sich mit den Rechten von Frauen zu befassen führt zur Infragestellung der hierarchischen Genderidentität und unserer Machtstrukturen, die eine männliche Dominanz weiterhin zulassen. Diese Hierarchie spiegelt sich sogar in der französischen Sprache wider, in welcher seit der „sexistischen Sprachreform“ des 17. Jahrhunderts „das Maskulinum stärker als das Femininum ist“.
Seit dem Weinstein-Skandal im Jahr 2017 entstehen in den sozialen Netzwerken verschiedene Bewegungen wie #MeToo, die von 18 Millionen Frauen in knapp 85 Ländern genutzt und in Frankreich unter #BalanceTonPorc (auf Deutsch Verpfeife Dein Schwein) weitergeführt werden. Dadurch rücken die Themen Gleichberechtigung, Femizid und sonstige häusliche Gewalt in den Vordergrund. Unsere Ausstellung fußt auf dieser höchst aktuellen Entwicklung und der dadurch ausgelösten dringlichen Debatte. Sachverhalte wie Löhne, Belästigung, mangelnde Repräsentanz in (politischen) Führungspositionen, Aufgabenverteilung im Haushalt, Gewalt usw. führen dazu, dass Frauen einen inakzeptablen sozialen Abstieg erleiden. In Deutschland wie in Frankreich gibt es immer noch zu viele Ungleichheiten. Zwar bleibt es schwierig, die anthropologischen und sozialen Strukturen, die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern verursachen und nähren, tiefgreifend zu verändern. Dennoch können wir zumindest allen helfen, letztendlich ihre Vorstellungen zu überdenken und ihr Verhalten anzupassen.
Die deutsch-französische Perspektive der Ausstellung soll die bemerkenswertesten und interessantesten Fortschritte hervorheben und so zeigen, dass jedes Land in bestimmten Punkten als Grundlage für die Überlegungen seines Nachbarn dienen kann.
Wir hoffen, dass die durch Student:innen der Universität Mannheim verfassten und mit Cartoons des Zeichners und Historikers Guillaume Doizy illustrierten Texte Ihr Interesse wecken werden. Gerne laden wir Sie dazu ein, sich das Video anzusehen und an dem Online-Quiz (QR-Code) teilzunehmen (www.dfvblog.com).
Ein herzlichstes Dankeschön all unseren französischen und deutschen Partner:innen für ihre Unterstützung, insbesondere dem Deutsch-Französischen Bürgerfonds!

Dr. Caroline Mary, Lektoratsleiterin für Französisch an der Universität Mannheim & 1. Vorsitzende der Deutsch-Französischen Vereinigung Rhein-Neckar (DFV)

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