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In Frankreich benötigen Frauen seit 1965 keine Erlaubnis ihres Vaters oder Ehemannes mehr, um einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben. In Deutschland (BRD) haben Männer noch bis 1977 das Recht, das Arbeitsverhältnis ihrer Ehefrau zu kündigen. Lediglich in der DDR wird die Berufstätigkeit der Frau staatlich unterstützt – als Leitbild gilt hier die berufstätige Mutter, die Familie und Arbeit gleichermaßen gerecht wird. Infolge ihrer zunehmenden finanziellen Unabhängigkeit hegen Frauen nun vermehrt den Wunsch nach Kontrolle über den eigenen Körper, Geburtenplanung sowie nach sexueller Freiheit.
Simone de Beauvoir (1908-1986), Autorin des zentralen Werkes Das andere Geschlecht (1949) und wichtige Vertreterin des Feminismus, ist eine prominente Aktivistin, die sich unablässig für das Recht auf Abtreibung einsetzt. Der Schwangerschaftsabbruch ist zu dieser Zeit sowohl in Frankreich als auch in BRD und DDR illegal und wird strafrechtlich verfolgt. Am 05.04.1971 wird in der französischen Zeitschrift Le Nouvel observateur das Manifest der 343 Schlampen, verfasst von Simone de Beauvoir, publiziert. Darin bezeugen 343 Frauen, illegal abgetrieben zu haben. Zwei Monate später, am 06.06.1971, bekennen in der deutschen Zeitschrift Stern 374 Frauen wiederum öffentlich, sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden zu haben. Initiatorin der Aktion ist Alice Schwarzer, Frauenrechtlerin und Bekannte von Simone de Beauvoir. Ein Jahr später wird der Schwangerschaftsabbruch in der DDR legalisiert. 1972 übernimmt in Frankreich Gisèle Halimi, Rechtsanwältin und Feministin, die Verteidigung einer vergewaltigten Minderjährigen, die wegen Abtreibung angeklagt und schließlich freigesprochen wird. Dieser Prozess sensibilisiert die Öffentlichkeit. Drei Jahre später setzt Simone Veil, damals französische Gesundheitsministerin, im Januar 1975 mit der sogenannten Loi Veil die Straffreiheit bei Schwangerschaftsabbrüchen unter bestimmten Voraussetzungen durch. In der BRD wird 1976 durch SPD und FDP ebenso die Straffreiheit bei Schwangerschaftsabbrüchen erwirkt. Eine weitere Errungenschaft, die der „sexuellen Revolution“ zuzuschreiben ist, ist der Verkauf der Pille seit 1967 und deren Kostenübernahme durch die Krankenkasse in Frankreich seit 1974. Auch in der BRD setzt sich die Pille als das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel durch. In der DDR wird die Pille ab 1972 kostenlos zur Verfügung gestellt. Gleichwohl darf nicht vergessen werden, dass auch gegenwärtig sowohl in Frankreich als auch in Deutschland das Gesetz über die freiwillige Unterbrechung der Schwangerschaft von Kritiker:innen bekämpft wird.

Marlene Armbruster (MA Sprache und Kommunikation) & Sarah Volkmann (M.Ed Romanistik)

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